Markt 6

Gasthaus Seiling, Markt 6
10 August 2022

Geschichte des Hauses Markt 6 „Alter Gasthof Seiling“

 

1676
Die Zahl der Gastwirtschaften um 1670 war entsprechend der Bedeutung des Ortes als ländlicher Zentralort und Wallfahrtstadt groß. So hieß 1676 die jetzige Gaststätte Seiling „Im Roten Hirsch“.
Dr. Walter Gockeln

1785
Ab 1785 trugen konzessionierte Gaststätten ein Schild mit der Bezeichnung „Schankwirtschaft“ am Gebäude. Der Steuersatz für die Gaststätte „Im Roten Hirsch“ betrug 2 Thaler. 21 Schilling, 8 Pfennig im Jahr.
Dr. Walter Gockeln

1856
Das heutige Gebäude ließ der Gastwirt Anton Westdarp (geb. 11.12.1826 in Telgte), 1856 durch Zusammenbau zweier älterer Häuser schaffen. Der Neubau bot im rechten Teil nicht nur Gasträume, einen Tanzsaal und Zimmer für die Nacht, sondern hinter den beiden Toreinfahrten links lagen die Pferdeställe, die für die mit ihren Kutschen anreisenden bäuerlichen Kirchenbesucher und Gäste als Ausspannmöglichkeit nutzten. Hinter dem Haus bestanden zudem weitere Wirtschaftsgebäude, in denen Getreide gelagert, Kühe und Schweine gehalten wurden. Die Wirte deren Familiennamen, Westarp, Horsthenke, Seiling und Bauhaus sich durch Einheirat wiederholt änderten, waren stets auch Bauer, Bäcker und Brauer.
Dr. Fred Kaspar, Klaus Schwinger

1903
1903 gab es einen Besitzerwechsel und es erfolgte die Umbenennung in „Gasthof Seiling“ nach dem neuen Besitzer, sowie grundlegende Modernisierungen. Dabei wurden die beiden Deelentore auf der linken Seite zu einem Scheunentor umgebaut.
Klaus Schwinger

1914
Noch bis zum Ersten Weltkrieg wurde hier im Gasthaus Bier gebraut, wo hierfür ausreichender Platz vorhanden war. Das notwendige Malz wurde in einer Darre auf dem Dachboden des Hauses hergestellt, während zum Brauen ein hoher Raum in dem rückwärtigen Flügelbau des Gasthauses genutzt wurde. Das Bier lagerte man anschließend in den weitläufigen Gewölbekellern unter dem Haus.
Klaus Schwinger

1949
Die Tochter Maria des Bauern Seiling aus Ahlen heiratete 1949 Oswald Bauhaus aus Iburg, der im November 1979 verstarb. Seither führte Maria Bauhaus allein nun das nicht gerade kleine Haus, in dem vor Jahren die Gastwirtschaft um einen Teil der früher landwirtschaftlich genutzten Tenne ergänzt wurde. Maria Bauhaus wird es jetzt zu viel zumal noch 20 Betten zum Hotel gehören, die vor allem bei Wallfahrten noch immer stark gefragt sind.
Maria Bauhaus möchte das Haus verkaufen, aus der Verwandtschaft gibt es keinen geeigneten Nachfolger, sodass sie den Weg des Verkaufens auf dem offenen Markt beschließt.
Stadtarchiv Telgte, Best. D, Zeitungssammlung

1986
Am 17. April 1986 wurde das Wohn- und Gasthaus Markt 6 in die Liste der Baudenkmäler in Telgte unter der Denkmalnummer I/65 eingetragen.
Archiv Telgte

1988
Im Februar 1988 sind sich Maria Bauhaus und die Ärzte Dr. Reiner Winter und Dr. Günter Buchholz handelseinig geworden. Und haben auch schon erste Planungsvorstellungen. Neben der Gaststätte soll unten noch ein Geschäftsraum entstehen; das erste Geschoß soll – auf 250 Quadratmeter – zwei Praxen aufnehmen, (u. a. eine Kranken-Gymnastikerin) und im Dachgeschoß sollen zwei Wohnungen ausgebaut werden. Auch nach dem Umbau wird es hier eine Gaststätte geben.
Stadtarchiv Telgte, Best. D, Zeitungssammlung

1990
Nach langwierigen Renovierungsarbeiten der letzten Monate mit einigen Überraschungen war ein frischrenoviertes „Historisches Schmuckstück“ im Februar 1990 fertiggestellt worden.
Stadtarchiv Telgte, Best. D, Zeitungssammlung

2000
Seit 2000 befindet sich das denkmalgeschützte Gebäude im Besitz der Familie Wolfgang Paul aus Münster. Das Geschäftslokal in der linken Toreinfahrt wurde bis 2003 an die Brillengalerie Groll vermietet, anschließend ab 2004 an die Hörakustikerin Alexandra Sirocks.
Hilmar Henke

2005
Die Familie Eyben ist seit 1988 in der Telgter Gastronomie vertreten und führt seit 2005 den „Alten Gasthof Seiling“.
Hilmar Henke

2018
Der langjährige Mitarbeiter Krishna Thapa hat seit 2018 die Geschäftsführung übernommen und führt den „Alten Gasthof Seiling“ bis heute.
Hilmar Henke

 

Danksagung
Ich möchte mich bei allen herzlich bedanken, die mich mit Informationen unterstütz haben, Dr. Fred Kaspar, Klaus Schwinger, Ingo Mayer, Britta Stratmann und die Westfälische Nachrichten.
Hilmar Henke

 

Bemerkungen zu den Bildern
Bild 1:
Markt 6 in der Ansicht vor 1903.

Bild 2:
1903 wurde der Gasthof grundlegend modernisiert. Ursprünglich hatte das Gebäude auf der linken Seite zwei nebeneinander angeordnete Deelentore.

Bild 3:
Zeichnung nach dem Umbau von 1990. Die drei Dachgauben benötigte man für die beiden neuen Wohnungen in dem ausgebauten Dachgeschoß. Statt des vormals einen sind es nun wieder zwei Torbögen, die , wie das Scheunentor, von der zugleich landwirtschaftlichen Vergangenheit des Gebäudes zeugen. Alte Fotos aus der Zeit der Jahrhundertwende dokumentieren noch diesen Zustand.

Bild 4:
Markt 6 in der heutigen Ansicht